"Mut zur Farbe!"
Martin Sullivan ist freiberuflicher Künstler, Designer und Illustrator. Sein Stil ist der zeitgenössische Realismus. Seine aktuellen Werke zeichnen sich durch einen starken (Pinsel-) Strich und der Liebe zum Detail aus. Hauptsächlich arbeitet Martin Sullivan an auftragsbezogenen Kunstgemälden (Commission Art). Zwischendurch entstehen freie Kunst-Projekte.
Der Umwelt- und Naturschutz liegt Martin am Herzen. Dazu gründete er Vision Blue Planet, wo er sich unter anderem für eine Einweg-Plastik-freie Umwelt einsetzt. In seiner Freizeit spielt er E-Gitarre in den Bands Gridlock (Rock) sowie bei Fish&Chips (Irish-scottish).
Martin Sullivan: Wie wurdest Du zum Kunst-Maler? Hast Du schon als Kind gerne gezeichnet und gemalt?
An einem Elternabend der Grundschule meinte mein damaliger Lehrer, dass er meine Schulhefte am liebsten zum Fenster rauswerfen würde, wären da nicht die Skizzen und Zeichnungen. (Welche das eigentliche Lesen vermutlich kaum zuliessen.) - (lacht)
Ich habe wirklich schon immer und überall auf was auch immer gezeichnet. Schon als 17-Jähriger hatte ich mir neben der Ausbildung und der Kunstgewerbeschule ein Atelier eingerichtet. Auslöser dafür war eine Airbrush-Arbeit, welche mich so faszinierte, dass ich das sofort beherrschen und ausüben wollte.
Zudem hatte ich damals einen Nebenjob als Platzanweiser im Kino ABC in Luzern. Und da gab es einen Plakatmaler, welcher zu den Blockbuster grosse Kinoplakate malte und kurz darauf nach Hollywood ausgewandert ist. Das war mein Einstieg in das tägliche kreative Schaffen als Illustrator und Kunstmaler.
Angenommen ich beauftrage Dich, ein Bild für mich zu malen? Wie muss ich mir den Ablauf von der Idee bis zum fertigen Bild vorstellen?
Ich bin kein Stimmungsmaler, der seine Verfassung oder seinen Geist je nachdem Schwarz oder Rot widerspiegeln will. Ich liebe die Herausforderung alle Richtungen und in vielen Techniken zu malen: Abstrakt, surreal, zeitgenössisch, fotorealistisch.
Das vielleicht Besondere als Auftragsmaler liegt darin, dass ich die Vorstellungen oder Gedanken des Kunden in das Gemälde einbeziehen kann. Nach einem intensiven Gespräch über Farben, Raum, Format, Budget und Absicht des Gemäldes entsteht eine Skizze und ein Farbkonzept, bei welchem der Kunde das fertige Werk erahnen kann. Das ist ein wichtiger Prozess. Anschliessend beginnt die Arbeit auf dem endgültigen Medium. Oft ist es aber auch so, dass der Kunde sich überraschen lässt.
Auf welches Deiner Werke bist Du besonders stolz und warum?
Viele Werke und Aufgaben haben mich geformt und geprägt. Genauso Begegnungen mit weltbekannten Künstlern oder Kunstexponaten in Museen. Meine Bilder zum Beispiel für die WWF-Briefmarken vieler Länder (weltweit), halfen mir schon früh, mich zu etablieren.
Das neun Meter breite Triptychon für das Verkehrshaus, welches fast zwei Jahre beanspruchte, war ein Meilenstein. Stolz bin ich auf das zwei Meter Gemälde "Goldspan", welches ich für "Vision Blue Planet" gemalt habe. Eine Komposition von zeitgenössischer und klassischer Malerei mit 3D Installation, welche ich so noch nie gesehen habe.
Anmerkung der Interviewerin: Ein Triptychon ist eine dreigeteilte Bildtafel oder ein Relief.
Mit welchem Künstler oder welcher Künstlerin würdest Du Dich gerne mal treffen und warum?
Mit Franz Gertsch*: Der Schweizer Maler, ist ein Meister des Hyperrealismus und musste sich viele Jahre gegen die etablierte Kunstwelt mit Kunstkritiker und Galeristen durch setzen.
Charlie Chaplin, Leonardo da Vinci und Walt Disney wären zuoberst auf der Liste: Visionäre und Rebellen, Meister des Faches Bild und Emotion. Mir gefällt es wenn einfach erscheinende Bilder tief versteckte Sinne enthalten.
Welchen beruflichen Traum hegst Du? Was möchtest Du gerne (noch) erreichen?
Viel, ich lasse mich aber gerne von der Zukunft überraschen.
Ich hatte Hans Erni* bei einem Gespräch einmal gefragt: "Wie hast du es geschafft, so schöne Aufträge zu erhalten?" Da hat er mich auf die Schultern geklopft und meinte: "Junger Mann, als ich in deinem Alter war, hätte ich davon geträumt deine Arbeiten machen zu können." Der Satz hatte gesessen und erscheint mir immer wichtiger.
Welche Interview-Frage wolltest Du schon immer gestellt bekommen und beantworten?
Frage:
Woher kommt Dein Name? (lacht)
Antwort:
... (lange Geschichte)
Anmerkung der Interviewerin: Ich kenne die Antwort auch nicht! (lacht) Es bleibt spannend.
Du arbeitest seit über 30 Jahren als Kunstmaler. Gibt es da eine besondere Geschichte, die Du uns erzählen magst?
Ich hatte das Glück Hansruedi (HR) Giger* als Freund und ernsthaften Kritiker zu haben. Er verhalf mir Techniken zu verfeinern, Licht und Schatten besser zu verstehen. Ich konnte mit ihm gemeinsame Arbeiten realisieren, bei welchen wir nächtelang Skizzen und Ideen mittels Fax austauschten.
Das gemeinsame Schaffen in Zürich bei ihm zu Hause waren immer künstlerische Herausforderungen und besondere Erlebnisse. Ich muss schmunzeln, wenn ich mich daran erinnere, wie er mich stets einlud auf seiner Species-Eisenbahn gemeinsam Runden zu drehen. Die Geleise gingen durch die Küche, in den bewusst verwilderten Garten, vorbei an seinem unbeschreiblich schönen Zodiac Brunnen, durch Tunnels und Pendeltüren zurück in die Wohnung.
Ein grossartiger Mensch, Freund und Künstler, leider oft missverstanden.
Wieso setzt Du Dich mit "Vision Blue Planet" für den Umweltschutz ein? Wie kam es dazu?
Kunstwerke werden interessant, wenn man ihnen Zeit und Gedanken widmet. Auch der Realismus beinhaltet viel mehr als es der Betrachter meist erahnt. Ich habe dadurch gelernt, stets einen zweiten Gedanken zu setzen. Nicht nur in meinen Werken sondern bewusst einzukaufen, Deklarierungen und Ursprung zu hinterfragen. Möglichkeiten und Alternativen bei energetischen und ökologischen Lösungen zu erwägen und einzusetzen. Jahrelang habe ich von der Welt konsumiert ohne mir dabei ernsthafte Gedanken zu machen.
Plastik nervt mich! Wieso muss der Kaffeerahm im Kaffeehaus in einem "Plastikchübeli" sein, das Mineralwasser in einer PET-Flasche? Gemüse und Früchte im Plastikbehälter, wieso brauche ich eine Plastiktüte um ein neues Buch, ein T-Shirt, ... nach Hause oder zum Auto zu tragen, echt?
Mit "Vision Blue Planet" versuche ich, eben diesen zweiten Gedanken zu setzen, zu hinterfragen und Leute zu motivieren, dasselbe zu tun. Es sind immer die kleinen Dinge die Grosses bewegen.
Kiwanis Schweiz hat 2018 eine Kleidersammlung gestartet, bei welcher der gesamte Erlös an die Schweizer Kinderhilfe geht. Die von mir entwickelten Säcke dazu bestehen aus biologischen Rohstoffen und sind 100 % kompostierbar. Das ist doch toll, oder?
"Es sind immer die kleinen Dinge die Grosses bewegen."
Wo in Deinem Beruf oder in Deinem Leben improvisierst Du am liebsten?
Es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht improvisiere. Als Künstler lebe ich jeden Tag neu, na ja fast. Auch die realistische Malerei beginnt mit einer leeren Leinwand. es ist eine freie Malerei, Farben mischen, Stimmungen setzen usw. Jeder Pinselstrich ist frei, es ist ein bisschen wie Musik komponieren, die Melodie ist im Kopf, die Noten sind aber noch nicht geschrieben. Das ist für mich richtig spannend und wenn es hilft, Leuten die Umgebung oder den Alltag zu verschönern, perfekt.
Was bedeutet für Dich persönlich Kunst?
Mut zur Farbe! Das ist mein Motto, das ist Kunst. Es geht doch letztendlich darum sein Leben und Situationen so zu gestalten, dass wir uns damit auseinandersetzen und Freude daran haben.
Picasso hat gesagt: "Kunst verhilft uns den Staub des Alltags zu beseitigen." Walt Disney: "Alles beginnt mit einem Funken."
Kunst ist eine imaginäre Cloud, die über unseren Köpfen schwebt und Kunstwerke, Literatur, Musik etc., geschaffen von der Natur oder von Menschen, festhält und wir - wenn wir es zulassen - abrufen können.
Ich danke Dir, Martin, für den spannenden Einblick in Dein Leben als Kunstmaler und in Dein Atelier!
Für das Interview: Manuela Ming
Mehr von Martin Sullivan
Alle Bilder wurden uns freundlicherweise von Martin Sullivan für dieses Interview zur Verfügung gestellt. Die beiden letzten Bilder sind von Manuela Ming. Sie unterstehen dem gültigen Urheberrecht!
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Petra (Freitag, 05 Oktober 2018 10:26)
Liebes Allerlei-Impro-Team,
es war spannend für mich, sozusagen hinter die Kulissen eines Kunstmalers schauen zu dürfen! Danke für dieses tolle Interview!
Manu von Allerlei Impro (Freitag, 05 Oktober 2018 11:45)
Liebe Petra, es freut uns, dass Dir dieses Interview auch so gefallen hat! <3
Nadine (Freitag, 05 Oktober 2018 13:43)
Liebes Team, mich hat das Interview sehr berührt. Ich danke für die Erinnerung, daß Kunst uns die Magie des Lebens stets nahe bringt.
Dies ist mit der Beleuchtung der Arbeit und natürlich auch des Menschen Martin Sullivan sehr gelungen. Danke dafür!
Manu von Allerlei Impro (Freitag, 05 Oktober 2018 13:45)
Liebe Nadine, herzlichen Dank für Dein Feedback. Wie schön, dass Du durch das Interview berührt wurdest. <3