"Es ist ein sehr persönliches Geschäft."
Marianne Rapp Ohmann ist seit über 20 Jahren Auktionatorin und Geschäftsleiterin des renommierten und internationalen Auktionshauses Rapp in Wil (SG). Das Auktionshaus Rapp ist einer der bedeutendsten Marktleader. Seit 1988 leitet Marianne Rapp Ohmann zusätzlich die Galerie Kunsthaus Rapp. Zusammen mit Myriam Ramundo hat sie 2013 die MM Luxury Lounge gegründet, welche exklusive private Shopping Erlebnisse in verschiedenen Regionen der Schweiz anbietet. Marianne Rapp Ohmann ist verheiratet und hat einen Sohn.
Marianne Rapp Ohmann: Wie wird man eine Auktionatorin und Galeristin? Welche Kenntnisse und Fähigkeiten braucht es dazu?
Natürlich bin ich durch meinen Vater früh mit diesem Beruf in Berührung gekommen. Es wurde mir quasi in die Wiege gelegt (lacht). Ich habe eine klassische Banklehre gemacht, anschliessend an der Hotelfachschule studiert und bin dann mit 22 Jahren in den Familienbetrieb eingestiegen.
Es ist ein grosses Glück meinen Traumberuf ausüben zu können! Diskretion ist eine Fähigkeit, die es unbedingt dazu braucht. Es ist ein sehr persönliches Geschäft. Ein geschultes Auge für Ästhetik und Grafik hilft sicher auch. Bei unseren Empfängen und Anlässen sind wir die Gastgeber für unsere Kundschaft.
Ihr Vater Peter Rapp hat 1970 das Auktionshaus Rapp gegründet. Im Auktionshaus Rapp werden Briefmarken, Münzen, Schmuck und Uhren versteigert. Angenommen ich hätte eine Uhren-Sammlung, die ich versteigern lassen möchte. Wie muss ich mir den Ablauf von A bis Z vorstellen?
Zuerst suchen wir das Gespräch, die Sammlung wird gesichtet und der gewünschte Verkaufspreis wird besprochen. Wir erstellen danach einen Katalog der Sammlung und unterbreiten ihn möglichen Interessenten. Ein Auktions-Termin wird festgelegt.
Vorgängig können Gebote schriftlich oder per Internet abgegeben werden. Während der Auktion können die Gebote telefonisch, live per Internet oder persönlich vor Ort abgeben werden. Das Auktionsgeschäft ist ein reines Provisionsgeschäft. Vom erzielten Verkaufspreis erhalten wir eine Marge. So kann die Kundschaft sicher sein, dass wir den bestmöglichen Verkaufspreis anstreben.
Was ist die grösste Herausforderung in der Auktions-Branche und wie meistern Sie sie?
Die Haupt-Herausforderung ist es, an gute Sachen und Sammlungen heran zu kommen. Tolle Dinge lassen sich natürlich viel einfacher versteigern. Dazu braucht es manchmal eine grosse Portion Geduld. Wir suchen ständig nach interessanten Objekten.
Durch Ebay, Riccardo und Co. sind Auktionen wieder hipp geworden. Das ehemals verstaubte Image von Auktionshäusern ist verschwunden.
So wie das sich selbstzerstörende Bild vom Street-Art-Künster Bansky bei Sotheby's für Schlagzeilen sorgte?
Ja, das sorgte weltweit für Aufmerksamkeit.
Sie sind eine Macherin. Wie bringen Sie alles unter einen Hut?
Einerseits ist mein Hobby mein Beruf und andererseits werde ich durch ein gutes Team unterstützt. Mein Team und ich arbeiten gerne, viel und mit viel Herzblut.
Mir scheint, Sie haben ein Flair für schöne Dinge. Was mögen Sie besonders?
Alles was funkelt und glänzt. Ich liebe schöne Schmuckstücke und Münzen.
Was lieben Sie bei Ihren beruflichen Tätigkeiten am meisten?
Oft werden aus Kunden Freunde, sozusagen "Kunden-Freunde". Unsere Kunden haben die unterschiedlichsten Nationalitäten, das macht es spannend.
Wenn eine Auktion gut gelungen ist und mich mein Vater beglückwünscht, erfüllt mich das mit Freude und Stolz. Von ihm habe ich sehr viel gelernt.
Besonders freut es uns, wenn wir - als vergleichsweise kleines Auktionshaus - Zusagen für wertvolle Sammlerstücke oder gehaltvolle Sammlungen bekommen. Zum Beispiel noch vor den bekannten Häusern Sotheby's oder Christie's.
Gibt es eine lustige Geschichte à la Pleiten, Pech und Pannen, die Sie erzählen können?
Ja. Einmal hat es bei einem Sturm ein Zelt weggefegt. Zum Glück noch vor dem Anlass! In Windeseile mussten wir eine andere Lösung finden, was uns auch gelungen ist. Im Moment war das zwar sehr stressig. Im Nachhinein konnten wir aber darüber schmunzeln
Was bedeutet Kunst für Sie persönlich?
Beruflich habe ich viel mit Kunst zu tun. Für mich sind besonders die Menschen "hinter dem Kunstwerk" interessant. In unserem Auktionshaus wurden in den 80er Jahren Ausstellungsräume geschaffen. Anfänglich stellten wir Lithographien aus. Mittlerweile gibt es zwei bis drei Mal im Jahr Ausstellungen mit zeitgenössischen und noch lebenden Künstlerinnen und Künstlern.
"Ich glaube es ist wichtig, sich nicht zu ernst zu nehmen."
Worüber können Sie herzlich lachen?
Ich lache gerne und viel. Des Öfteren auch über mich selber. Ich glaube es ist wichtig, sich nicht zu ernst zu nehmen.
Welchen Wunsch oder welche Vision haben Sie beruflich oder privat für Ihre Zukunft?
Ich möchte vermehrt Auktionen mit Uhren und Schmuck durchführen. Uhren und Schmuck wecken Emotionen. Das reizt mich.
Ich danke Ihnen für den spannenden Einblick in Ihre Tätigkeit und wünschen Ihnen privat wie beruflich alles Gute!
Für das Interview: Manuela Ming
Alle Bilder und das Logo wurden uns freundlicherweise von Marianne Rapp Ohmann für dieses Interview zur Verfügung gestellt. Sie unterstehen dem gültigen Urheberrecht!
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Christine Lindner (Dienstag, 05 März 2019 20:18)
Danke für diesen Blick hinter die Kulissen. Es hat mich schon immer interessiert, was vor "zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten" kommt.
Natürlich finde ich es besonderes spannend, dass Frau Rapp Ohmann von Schmuck und Glitzer fasziniert ist. Da haben sie und ich etwas gemeinsam.
Herzliche Grüsse, Christine
Manu von Allerlei Impro (Mittwoch, 06 März 2019 07:24)
Lieben Dank für Dank für Dein Feedback, Christine. Ja, die Leidenschaft für Schmuck teilt ihr :-)