Interview mit Madleina von Reding, Makeup-Artistin & Stylistin

Man sagt eine von hundert Makeup-Artistinnen kann von ihrem Beruf leben. Du hast dieses Jahr (2018) Dein 10-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie hast Du das geschafft und was würdest Du einer angehenden Makeup-Artistin empfehlen?

Ich bin fest davon überzeugt, dass wenn  man etwas wirklich möchte, man hart dafür arbeitet und es mit viele Liebe anpackt, dass es dann möglich ist.

Flexibilität, Spontanität und ein kleines Stück Perfektionismus helfen natürlich auch. Und nicht vergessen, man muss nicht alles alleine machen, es gibt ganz viele Menschen, die helfen können und Türen an die man klopfen kann. Und Geduld, dass gehört auch dazu.

Besonders zuhause fühlst Du Dich im Filmbereich. Wie muss ich mir Deine Arbeit vorstellen, wenn Du als Chefin der Maske einer grossen Film-Produktion agierst?

Ja, da gibt es ganz viele verschiedene Bereich und Aufgaben. Zuerst gibt es das Skript / Drehbuch. Dieses lese ich ganz genau durch und mache dann ganz viele Konzepte für jeden einzelnen Charakter und entwickle mit dem Regisseur, dem Schauspieler und der Produktion gemeinsam die Figuren.

Alles Hand und Hand mit dem Art- und Kostüme-Departement. Danach gibt es Tests für die Looks und die Herstellung von Spezialeffekten und Perücken und die Materialbestellung vor dem Dreh. Am Dreh selbst mache ich gemeinsam mit meinem Team das Makeup & Haare und die Spezialeffekte für die Schauspieler*innen. 

Ein grosser Teil der Arbeit, der oft vergessen wird, ist die so genannte "Continuity"*. Also die Anschlüsse, dass alle (einzeln) gedrehten Szenen des Filmes am Schluss zusammen passen. Und das Abschminken und Pinselwaschen am Ende des Tages muss natürlich auch erwähnt werden.

*Anmerkung der Interviewerin: Bei Film- und Fernsehproduktionen werden die Szenen oft nicht chronologisch sondern "durcheinander" abgedreht und am Schluss zusammen gesetzt. Deshalb wird sehr darauf geachtet, dass keine Anschlussfehler passieren. Beispiel: In Szene 1 trägt die Hauptdarstellerin einen roten Pullover, in Szene 2 ist er plötzlich grün statt rot.   

Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?

Ich habe Ziele, Wünsche und Ideen aber konkrete Pläne mache ich schon länger nicht mehr. Das Leben spielt da immer selbst seine Karten. Aber ich werde weiter schminken so lange es mich und andere happy macht. 

Und sonst kann ich mir auch vorstellen, einen anderen Weg einzuschlagen: Meine Bodybuilding-Karriere zu starten, meine Ukulelen-Leidenschaft vertiefen. mein Hochzeitstorten-backen-Hobby zum Beruf machen, eine Familie zu gründen oder was auch immer in meine Hände fällt. Es ist nie zu spät den Weg zu gehen, der einen glücklich macht.

Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei Dir beruflich und wie meisterst Du sie?

Die grösste Herausforderung ist es für mich im Beruf und im Alltag eine Balance zu finden und gewisse Regelmässigkeiten einzubauen, da ja im Beruf immer etwas spontan und kurzfristig auf ich zukommt.

Da muss man auch mal einen Job ablehnen, um sich einen Moment zum Durchatmen zu gönnen und auch damit man die Jobs, die man annimmt, mit 100 % Einsatz durchziehen kann.

Dann gibt es natürlich in jedem Job neue Drehbücher, Geschichten und Vorstellungen von Regisseuren und Kunden, für die man Lösungen kreieren darf. Und nach all den Jahren weiss man auch welche Herausforderungen realistisch sind und welche Kundenwünsche vielleicht nicht möglich sind. zum Beispiel aus Budget-Gründen oder zeit-technischen Limitationen.

Gibt es einen Beauty-Tipp, denn Du mit uns teilen möchtest?

Ich glaube ja selbst stark daran, dass Schönheit von innen kommt. Ausstrahlung ist für mich persönlich ein wichtiger Faktor. Deshalb genügend Schlaf, viel Wasser trinken und sich ab und zu was Gutes tun. Und sich selbst treu sein, alles um sich herum als Inspiration aufnehmen, aber nicht versuchen sich in diese Vorstellungen rein zu pressen. 

Aus was in Deiner bisherigen Karriere bist Du besonders stolz und warum?

Da jeder Job anders ist und auf irgendeine Art immer neu, ist man immer stolz, wenn man für aussergewöhnliche Probleme eine aussergewöhnliche Lösung kreieren konnte.

Ein riesiger Punkt ist für mich auch immer, dass die Menschen sich bei mir wohl fühlen. Wenn mir das gelingt, bin ich glücklich.

Welche Interview-Frage wolltest Du schon immer gestellt bekommen und beantworten?

Frage:

Wolltest Du schon immer Makeup Artistin werden?

Antwort:

Nein, hätte mir jemand gesagt, was aus mir wird, hätte ich es nicht geglaubt. Eigentlich wollte ich zur Kriminalpolizei oder so. Ich war immer eher das Mädchen, das auf Bäume klettert, skateboardet und mit Jungs unterwegs ist. Mit Mädchen-Dingen und Makeup hatte ich nicht viel am Hut. 

Aber nach der Kunstschule hat sich das irgendwie so ergeben und wie das Leben so spielt, bin ich hier gelandet und ganz happy darüber. Denn man muss nicht immer in eine Schublade passen.

Wo in Deinem Business oder in Deinem Leben improvisierst Du am liebsten?

Jede Woche, vielleicht sogar jeder Tag ist bei mir eine Improvisation. Ständig kommen Telefonanrufe wie Verschiebung eines Jobs oder einer Anfrage für ein neues Projekt. Das muss man dann irgendwie an die vorherigen Timings und Pläne anpassen. Das kann Enttäuschung oder auch grosse Freude bedeuten. Aber eines ist klar: So wird's bestimmt nie langweilig!

Oft ist auch die Location neu, das Wetter unterschiedlich, die Menschen in meiner Hand haben plötzlich Sonnenbrand, ein neues Tattoo, zu- oder abgenommen. Da darf man kreativ werden und improvisieren!

Gibt es noch etwas, was Du unserer werten Leserschaft mitgeben möchtest?

Meine Philosophie ist es ja, dass jeder etwas finden sollte, dass ihm gut tut und wo er sich ausleben sich selbst sein kann. Für mich ist das meine Arbeit, meine Familie und mein Hund Tommy. Für Dich könnte es aber auch Musik, Religion, Sport oder etwas ganz anderes sein. So lange es Dir gut tut und niemanden schadet, go for it!

Mehr von Madleina von Reding

• www.madleinavonreding.com
  

• www.instagram.com/madleinavonreding