Interview mit Julia Friedrich, Künstlerin und Designerin

"Kunst ist, was direkt aus der Seele spricht."


Julia Friedrich zeichnete schon als Kind sehr gerne. Sie bemalte - nicht immer zur Freude der Eltern - alles, was sich bemalen liess. Kein Wunder, dass die Nidwaldnerin ihre Passion zum Beruf gemacht hat. Zuerst liess sie sich zur Polygrafin ausbilden. Heute illustriert und designt sie leidenschaftlich gerne. In einem Teilzeit-Pensum arbeitet sie im Buch-Shop des Museums of Fine Arts, lernt dort Land und Leute kennen. Julia lebt zur Zeit mit ihrem Freund in Boston (USA) und ist immer mal wieder in ihrer geliebten Schweiz anzutreffen.


Portrait Antonia Gasser / Foto: Manuela Ming

Julia Friedrich:  Was genau designst Du alles?

 

.Von Tattodesigns, Pins, Portraits und Flyer bis zu Logos und individuellen Illustrationen. Ich habe mich darauf spezialisiert mit meinen Klient*innen genau das zu erarbeiten, was sie sich wünschen.

 

Momentan arbeite ich an einigen tollen Pin-Projekten (s. Bild Töpfer von Herkules). Pins sind vor allem in der USA ein sehr beliebte Accessoires. Diese zu designen macht unheimlich Spass. Die Designs variieren von süss und knallig bis zu elegant und broschenähnlich edel. Aktivistische Botschaften und "positive vibes" sind auf jeden Fall dabei. Denn die Pins sind nicht nur ein Sammelobjekt, sie sollen auch ein Statement setzen.

 

Nach dem Tüfteln an Pins und Logos am Mac bieten eine Skizze hier oder ein Drechsel-Projekt da eine wunderbare Abwechslung um dem "Kreieren" eine wieder andere Sichtweise zu geben. Digital und analog gehen heutzutage Hand in Hand. Beides regelmässig zu praktizieren, schafft für mich einen Link zwischen diesen Welten und eröffnet mir dadurch neue.

 

 

kleine Skizze von Julia Friedrich

Mit welchen Techniken zeichnest und designst Du?

 

 Zu Beginn wähle ich meist Bleistift und Papier. Das rohe Skizzieren einer noch nicht greifbaren Idee hilft mir, das Ziel zu evaluieren.

 

Je nach Endprodukt wechsle ich nach der Handzeichnungsphase in die "Ab-an-den-Mac-Phase". Ich scanne oder fotografiere meine Skizzen und leite in Photoshop oder Illustrator die nächsten Schritte ein. Bei einer Illustration passieren dort kleinere bis grosse Änderungen. Ach, wie ich das Radiergummi-Tool liebe! (lacht)

 

 

 

Julia Friedrich bei der Arbeit

Welche Arbeitsutensilien magst Du besonders gerne?

 

Ich liebe meine superweichen Faber-Castell Bleistifte*. Kürzlich entdeckt habe ich die Blackwing Bleistifte*. Sie Zeichen wie von selbst und haben eine tolle Radiergummi-Lösung - Man nimmt sie schlichtweg heraus und ersetzt sie. (Ja, hier spricht ein Pencil-nerd.)

 

Gutes Papier ist ebenfalls die halbe Miete! Es kann sich unter einem nassen Pinsel auflösen oder den perfekten Untergrund für die wasserlöslichen Pigmente bieten.

 

Natürlich würde ich keine 3 Meter ohne mein Grafik Tablet kommen: Durch dick und dünn, von Deadline zu designflow. Die Adobe Creative Suite* auf dem Mac darf ebenfalls nicht fehlen. Es gibt viele andere Alternativen, doch hier handelt sich um eine "alle-sprechen-die-gleiche-Sprache"-Angelegenheit. Wirklich grandiose Programme, die immer ausgefeilter werden.

 


"Freie Arbeiten kurbeln meine Kreativität richtig an."


Julia Friedrich am drechseln

Im Februar 2018 durfte ich Dich für den Blog des TheaterWärch Stans schon mal interviewen. 

 

Damals fragte ich Dich, welches berufliche Projekt Dich besonders reizen würde. Du antwortetest, dass Du gerne ein Buch illustrieren und mehr in die grafische/zeichnerische Richtung gehen würdest. Wie sieht das heute aus?

 

Glücklicherweise habe ich mir einen Teil dieses Wunsches erfüllen können. Meinen Standort zu wechseln und Boston zu entdecken, hat mir viele  geboten um Erfahrungen zu sammeln und Netzwerke zu bilden. Umso mehr schätze ich auch die Verbindungen, die ich in der Schweiz habe. Am Ende ist das das Wertvollste - Menschen.

 

Wo in Deinem "Business" oder in Deinem Leben improvisierst Du am liebsten?

 

Wann immer mir die freie Wahl gelassen wird - Das kurbelt die Kreativität richtig an und ist eine super Herausforderung. Da denke ich mir: "Wie kann ich mich heute überraschen?" Auch in der Küche. Da ist 24/7 freestyle angesagt: Ach, Du magst meinen griechisch-indischen-Kichererbsen-Himbeer-Salat nicht? Ich bin empört! (lacht!!!)

 

 

Tuschzeichnung von Julia Friedrich

Hast Du Pläne für Deine beruflich-kreative Zukunft?

 

Ich möchte meinen persönlichen Stil verfeinern und vertiefen.

 

Sneakpeak: Ich arbeite an der Konzeption einer Serie von Tusche-Gemälden, die alle etwa einen Meter hoch werden. Schwarz-weiss gehalten und mit Themen, die mich faszinieren und verzaubern.

 

Ich habe auch vor, meinen YouTube-Kanal mehr zu nuten und meine Illustrations-Prozesse zu teilen und zu dokumentieren. Das ist etwas, was ich selbst auch gerne von anderen Künstler*innen sehe. Zur Zeit findet man auf meinem Kanal bloss ein Katzenvideo der besonderen Art...

 

Ich bin jedoch fleissig am Schnipseln und freue mich sehr darauf, die kleinen Einblicke in meine kreative Welt zu teilen!

 

 

Auf welche Deiner Arbeiten bist Du besonders stolz und warum?

 

Dieses Portrait war eine tolle Herausforderung, da ich mit verschiedenen Strukturen gearbeitet habe und Anatomie, Haut, Licht und Schatten in Betracht ziehen musste. Persönliche Projekte wie dieses sind Übung, Challenge und Spass!

 

 

Julia erzählt mir, dass sie vermehrt Aufträge über ihren Instagram-Account erhält. In diesem Moment geht der Alarm los! Julia muss das Gebäude verlassen und unser Telefon-Gespräch abrupt unterbrechen. Wie sich später heraus stellte, war es nichts Ernstes.

 

Das bringt mich zu der nächsten Frage, wie kann ich Dich sonst noch engagieren? Wie muss ich mir den Ablauf vorstellen?

 

Ich bin für Anfragen jederzeit unter meiner E-Mail-Adresse sowie über meine Webseite oder wie erwähnt Instagram. Schreibe mir Deine Idee, Frage oder Anregung und wir besprechen unverbindlich, wie es weiter gehen könnte. 

 

 

Caillebotte-Übungsession von Julia Friedrich

Was würdest Du jemanden raten, der mit zeichnen beginnen möchte? Hast Du da gute Tipps?

 

Nimm Dir Diene Lieblingskunst - zum Beispiel ein Manga, eines oder mehrere Werke eines Künstlers, Fotos oder die Natur. Etwas, dass Dich inspiriert und leg los! Auf diese Art und Weise habe ich angefangen, neue Stile auszuprobieren und hatte viel Spass daran, meine Idole zu imitieren.

 

Als ich um die zehn Jahre alt war, hat mich W.I.T.C.H. ( ein Superheldinnen-Comic) aus meiner Komfortzone heraus gelockt - ich skizzierte die fünf Hauptfiguren non stop (lacht).

 

Was bedeutet für Dich persönlich Kunst?

 

Gute Frage... Kunst ist für mich alles was erschaffen wurde, weil es nicht-erschaffen bleiben konnte. Das Entdecken, Bemerken, Hervorheben einer Situation, Idee oder eines Momentes. Kunst ist, was direkt aus der Seele spricht.

 

 

Herzlichen Dank, liebe Julia, für das Interview und das Designen unseres Benefiz-Plakates seit 2018. Weiterhin viel Freude, Erfolg und Gesundheit beruflich wie privat. Have a good time in the States!

 

Für das Interview: Manuela Ming




Alle Bilder wurden uns freundlicherweise von Julia Friedrich für das Interview zur Verfügung gestellt. Sie unterstehen dem gültigen Urheberrecht!

 

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