"Tanzen ist immer persönlich."
Ela Steiner ist freiberufliche Tänzerin und Choreografin. Ihre Liebe zum Tanz entdeckte sie schon als kleines Kind. Mit vier Jahren begann sie mit Ballett. Ein paar Jahre später kamen Stepp-Tanz und Jazz/Moderne Dance dazu.
Sie absolvierte die Hamburger Joop van der Ende Academy und lebt seitdem meistens in Hamburg. Ela Steiner unterrichtet ausserdem an der Stage School Hamburg Stepp-Tanz. Sie tanzt in zeitgenössischen Kompanien und ist als Solokünstlerin unterwegs. Unter anderem arbeitete sie als Choreografin 2018 am Schauspielhaus Kiel.
Ela Steiner: Du liebst den Tanz. Wieso?
Das ist eine grosse Frage, womit ich mindestens ein ganzes Buch füllen könnte. Aber hier sind ein paar für mich zentrale Aspekte davon: :-)
Ich liebe den Tanz, weil er mich mit mir selber verbindet. Er lässt mich meinen Körper spüren und verbindet mich mit ihm und gleichzeitig ist es ein Ausdruck: Eine Verbundenheit die zum Ausdruck führt. Und das ist ein grossartiges Gefühl.
Tanz ist ehrlich. Das ist auch nicht immer einfach, aber eine grossartige Möglichkeit über sich hinaus zu wachsen.
Die Herausforderungen, die darin liegen, finde ich, ist die Schönheit einer Bewegung. Damit meine ich nicht, dass die Bewegung schön aussieht sondern die ihr zugrunde liegende Schönheit.
Tanzen ist persönlich. Es hat IMMER etwas mit einem zu tun, ob man will oder nicht. Und gleichzeitig hat es auch immer mit einer Sache zu tun, die grösser als man selbst ist (der Tanz, die Musik, das Publikum, die Choreographie, die gesamte Company usw. und das Zusammenspiel davon). Das fordert Demut und Hingabe. Ich finde es sehr wichtig, immer wieder in irgendeiner Form dazu aufgefordert zu werden. Und das ist die Herausforderung und das Geschenk zugleich.
Ich liebe den Tanz, weil er auch oft mit Musik einher geht. Und mir die Möglichkeit gibt, eine Bewegung oder einen Rhythmus in eine bestehende Musik zu legen und damit ein Teil von ihr zu werden. Das ist etwas Unglaubliches und Wundervolles. Das erfüllt mich und macht mir Freude.
Auch mit anderen zu tanzen und sich zusammen etwas zu erarbeiten und das zusammen zu teilen. Und damit komme ich nächsten Punkt: Wenn man die Möglichkeit hat, mit dem Tanz nach aussen auf die Bühne zu gehen. Das was einen selbst berührt, teilen zu dürfen, damit andere zu berühren und ihnen eine Geschichte zu erzählen, das liebe ich. Wenn ich auf der Bühne bin und feststelle, dass das Publikum in irgendeiner Form berührt wird, wenn es reagiert und ihr Herz angesprochen wird, lacht und weint oder vor Erstaunen den Atem anhält. Wenn es begeistert ist. Das ist ein tolles Gefühl. Weil man etwas vermittelt und den Menschen auch einfach für ein paar Stunden eine Auszeit gibt oder sie mit dem was einen erfüllt, bereichern darf. ich glaube das ist die Quintessenz.
Wie gesagt ich könnte ewig darüber reden, also doch keine Quintessenz haha :-)
Wie kann ich mir das Leben einer Tänzerin und Choreografin vorstellen?
Es ist sehr abwechslungsreich und spannend und unregelmässig und auch immer wieder neu und anders. Das erfordert einerseits sehr viel persönliche Flexibilität, sich immer wieder auf neue Situationen einzustellen und sich auch immer wieder neue Situationen zu erarbeiten.
Aber bietet dadurch auch sehr viel Freiheit. Also, das ich die Möglichkeit habe so viele verschiedene Sachen machen zu können und zu dürfen und zu kreieren. Einerseits offen zu sein für andere Choreografen und Regisseure. Also das ich für diese Aufgaben und Anforderungen offen bin und sie umsetzen kann. Oder sie zu kreieren, dass sie andere umsetzen können. Da hilft mir als Choreografin natürlich meine Arbeit als Tänzerin und umgekehrt genauso so. Auch wenn ich Tänzerin bin und jemand anders choreographiert, hilft mir das. Ich kenne ja die Lage des anderen und spüre dadurch vielleicht auch was gefordert ist.
Es hat wirklich diese beiden Seiten: Einerseits, dass ich frei bin und freischaffend bin und ich es mir auf gewisse Art und Weise aussuchen kann, was ich mache. Anderseits gehört es dazu, immer wieder nach dem nächsten Job Ausschau zu halten. Mal ein gutes Einkommen, mal ein weniger gutes Einkommen zu haben. Das spielt natürlich auch eine Rolle, auch wenn ich von meinem Herz her sagen kann: "Mir geht es nicht um's Geld", geht es doch auch um das Finanzielle, weil ich meinen Lebensunterhalt ja auch bestreiten muss. Dieser Aspekt gehört einfach auch dazu. Ja, aber im Moment geniesse gerade wirklich die positiven Herausforderungen.
Bald bin ich wieder bei einem Vortanzen. Wo ich Sachen vorbereiten muss, die aber auch schön sind zum Vorbereiten sind. Weil es etwas ist, dass mir gefällt und das ich gerne machen würde. (lacht). Mal schauen, wie es herauskommen wird. Ja, das ist einfach schön, sich mit etwas beschäftigen zu können, das einem gefällt. Was man wirklich gerne macht. Das ist schon toll! Insofern mein Leben sieht immer anders aus und ist immer wieder neu. Natürlich gibt es auch ein paar Beständigkeiten, die da sind.
Nach wie vor unterrichte ja auch und da habe ich das grosse Glück, das ich immer wieder dort zurück kehren kann. Auch nach Engagements darf ich immer wieder dort unterrichten und habe diesen Job, auch wenn ich mal länger weg bin. Das ist auch ein Geschenk.
Wie siehst Du Deine Aufgabe als Künstlerin?
Eine sehr gute und wichtige Frage muss ich sagen. Ich finde die Frage sollte man sich als Künstler - und eigentlich um ehrlich zu sein, sich jeder Mensch - mal stellen.
Als Künstler aber um so mehr, weil man ja etwas nach aussen projiziert oder nach aussen gibt. Ich glaube, es ist noch wertvoller, wenn man sich überlegt, was gebe ich nach Aussen. Das gehört für mich schon auch als Aufgabe als Künstlerin oder Künstler dazu, dass man sich bewusst macht, dass man eben etwas nach Aussen sendet. Ob man das möchte oder nicht.
Also, dass man als Künstler etwas kreiert und erschafft, ob das eigenes Material ist oder das Material, das man vorgegeben bekommt. Aber das man mit dem auf eine Art und Weise umgeht, dass man es teilen kann. Entweder mit seinen Kollegen auf der Bühne oder wenn man als Solo-Künstler unterwegs ist, allen voran natürlich mit dem Publikum und auch ein klein wenig mit einem selbst.
Das man mit dem Publikum etwas teilt, ihnen etwas gibt, wozu sie her gekommen sind um es zu sehen oder zu hören. Ich glaube und bin fast davon überzeugt, dass man wenn man etwas von Herzen und authentisch macht, wird man das Publikum auch berühren und berührt sein. Weil es halt vom Herzen kommt. Und der Unterschied - es gelingt einem auch nicht immer, man hat auch nicht immer diesen Zugang - diesen Unterschied merkt man, wenn man selbst auf der Bühne ist, sehr stark. Ich finde die Aufrichtigkeit, wo man sagt: Schau das ist die Geschichte und da ist sie für Dich! Wie das Publikum damit umgeht, ob es positiv oder negativ berührt ist, ob es dadurch traurig, glücklich oder was auch immer ist, ist die persönliche Verarbeitung eines jeden Einzelnen. Man muss etwas teilen wollen, dass finde ich mega wichtig.
Der nächste Schritt ist: Was will ich teilen? Was will ich geben? Manchmal hat man einfach eine Aufgabe vom Regisseur oder vom Choreograph und da heisst, das wird geteilt. Und dann hofft man und gibt sich Mühe, das bestmöglich zu machen und mit seinem Eigenen zu füllen. Oder gerade wenn ich als Choreografin arbeite oder als Solo-Künstlerin unterwegs bin, dann habe ich grössere Möglichkeiten zu sagen, ich will dieses oder jenes teilen oder erzählen. Da finde ich es schon wichtig, dass man sich das gut überlegt.
Will man das Publikum in diesem Moment einfach nur gut unterhalten und ihnen eine Auszeit vom Alltag geben oder will man sie auf etwas hinweisen, wo einem selber wichtig ist. Oder man das Gefühl hat, das ist wichtig, dass das im Kopf des Publikums ist. Ich finde es wichtig, dass man sich darüber Gedanken macht und dass man das mit Freude, Hingabe und Lust und Leidenschaft und Herz und Seele machen darf.
"Wenn man etwas von Herzen und authentisch macht, wird man berühren und berührt werden."
Was schätzt Du in Deinem Leben als freiberufliche Künstlerin am meisten?
Ich schätze die Vielfältigkeit, die ich als Künstlerin haben und machen darf. ... Das finde ich toll! Dadurch lernt man so viel. Man lernt unterschiedliche Stilrichtungen - wenn man es aus der Sicht des Tanzen anschaut. Ich mache ja steppen und zeitgenössischer Tanz, was natürlich auf eine gewisse Art völlig unterschiedlich ist. Aber sich auch schön ergänzt, was toll ist.
Natürlich ist es auch unbeständig und nicht immer nur einfach, weil es einfach so unterschiedlich ist. Aber auch mega wertvoll, weil ich ein Mensch bin, der sehr gerne lernt. Ich denke: "Wow, ne Herausforderung!" Das finde ich mega cool.
Ja, das schätze ich wirklich sehr am freiberuflich sein, ein so breites Spektrum haben zu können. Ich muss mich nicht auf dieses oder jenes reduzieren. Ich darf so viele Sachen machen und das ist schön. Auch zu unterrichten zum Beispiel, obwohl ich merke, dass ich nicht zu viel unterrichten möchte, aber ich finde es wichtig, dass man die nachkommenden Künstler aufweckt und ihnen etwas mitgibt und Möglichkeiten mitgibt, wie sie sich selber als Künstler entfalten können. Es werden die nächsten Künstler sein und sie werden das nächste Bild kreieren. Da finde ich es wichtig, darauf zu schauen, dass sich das in eine positive Richtung entwickeln darf.
Bei Deinen Engagements oder auf Tour bist Du viel unterwegs und lebst an unterschiedlichen Orten. Gibt es da eine besonders lustige Geschichte à la "Pleiten, Pech und Pannen"?
Ja, es gibt viele witzige Geschichten, die mir passiert sind. (lacht). Also eine Geschichte, die ich in meinem Leben wohl nie vergessen werde, ist eigentlich das Horror-Szenario von jedem Künstler, aber ich finde solche Sachen immer sehr amüsant.
Stellen Sie sich vor: Wir hatten eine recht wichtige Gala. Ich mit meiner Stepp-Kollegin - Cordula Decker - auch eine phantastische
Stepptänzerin und wir hatten vorher Soundcheck. Alles wunderbar, Musik lief, wir steppten was das Zeug hält, alles gut!
An der Gala selber: Musik läuft schon. Sie hätte erst beginnen sollen, wenn wir auf der Bühne stehen. Wir eilen auf die Bühne. Musik ist unfassbar leise. Wir hörten fast gar nichts. Wir wussten auch nicht, an welcher Stelle unseres Parts wir befanden. Einerseits weil die Musik schon ohne uns angefangen hatte und dazu
noch so leise war. Also nicht zu dem Zeitpunkt begonnen hat, wie sie beginnen sollte. (lacht) Wir gucken uns an, schauen ins Publikum. Wir gehen davon aus, dass der Techniker merken wird, das
irgendetwas nicht stimmt und die Musik nochmals von vorne starten wird.
Die Musik läuft immer noch. Wir gucken einander wieder an. (lacht). Das Publikum wartet - wird ein bisschen unruhig. Und wir stellten fest, gut, da passiert nichts, wir müssen da durch. Haben halt irgendwo in der Choreographie begonnen. Ich würde sagen, 30 Sekunden später, war unser Auftritt vorbei. (lacht) Meine Kollegin lief von der Bühne weg. Ich auf der Bühne eingefroren in irgendeiner Pseudo-Abschlusspose à la so muss es sein, das ist der Plan. Ja, weil leider die Musik irgendwo in der Mitte startete und der Techniker nicht reagiert hat. Das war natürlich schon auch ärgerlich aber irgendwie auch sehr lustig (lacht). Das ist einer der Momente wo man sich sagt: "Gut, das haben wir jetzt auch hinter uns. Egal was kommt, wir schaffen es." (lacht) Das ist eine dieser Geschichten.
Was auch noch interessant sein könnte: Gerade wenn man auf Tour ist, ist man oft in unterschiedlichen Städten und hat natürlich nicht immer Zeit auf den Stadtplan zu schauen, um zu sehen, wie sieht der Ort aus, wo ich bin. Sondern man wird ins Hotel gefahren und man fährt zum Theater oder zum Veranstaltungsort. Ja und auf diesen Wegen, ich sage mal von A nach B, kann man sich zwischendurch plötzlich irgendwo anders befinden, als man geplant hat. Und es ist auch schon vorgekommen (lacht), dass mich Cast-Mitglieder verzweifelt suchten oder ich sie. Und das es dadurch die eine oder andere Verzögerung gegeben hat.
Einmal waren wir in einem Theater, das wahnsinnig komplexe Gänge gehabt hat, um (hinter/unter der Bühne) von der einen zur anderen Seite der Bühne zu kommen. Und ich bin tatsächlich zu spät auf die Bühne gekommen, weil ich den Weg nicht gefunden hatte. Ja, das war auch recht witzig.
Welche Deiner Engagements hat Dich bis jetzt am meisten beeindruckt und weshalb?
Das war tatsächlich meine Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Kiel. Ich wurde dort als Choreografin für das Stück "Was ihr wollt" engagiert. Und ich musste innerhalb wirklich kurzer Zeit Schauspielern, die noch nie in ihrem Leben gesteppt haben, das Steppen beibringen. Mit komplett neuer Musik Choreographien für professionelle Tänzer erschaffen und dies ebenfalls in sehr kurzer Zeit. Noch dazu hatte die Tänzer ebenfalls sehr wenig Zeit diese zu lernen. Es war einfach unglaublich, mit wieviel Einsatz und Herz jeder dabei war. Das ging wirklich weit über "ich bin professionell und mach meinen Job" hinaus. Und zwar bei jedem einzelnen. Von der Assistenz über die Darsteller bis hin zum Regisseur. Und das war einfach wirklich unglaublich erfüllend. Die Zusammenarbeit mit jedem einzelnen war für mich unglaublich bereichernd und inspirierend. Und ich hatte einfach wirklich das Glück mit Menschen zu arbeiten, die wirklich wirklich gut sind in dem was sie tun. Das war ein wahres Geschenk für mich.
Was braucht es in Deinen Augen um eine professionelle Tänzerin zu werden?
Hingabe! Das ist ganz, ganz wichtig. Das man sich wirklich dem hingibt und dranbleibt. Denn es ist nicht immer einfach, dass kann ich wirklich sagen. Und das man dann nicht aufgibt. Also Hingabe, Durchhaltevermögen, im Idealfall Demut. Ist leider nicht zwingend notwendig, ist aber toll wenn man es hat. Weil - wie schon angedeutet habe - ich finde, dass es nicht nur darum geht angeschaut zu werden sondern auch dass man auch weiss, man kann diesen Job machen, weil viele andere ihren Job auch machen. Das finde ich auch ganz wichtig.
Aber in erster Linie Durchhaltevermögen, Hingabe, Kraft, viel Kraft es durch zu zu ziehen und auch wenn es mal schwierig wird, trotzdem dran zu bleiben. Es braucht viel Vertrauen und Selbstvertrauen und viel Mut und auch viel... (lacht) Also man muss kritikfähig sein, sonst wird es schwierig. Auf jeden Fall muss man immer wieder an sich arbeiten, an seinem Körper arbeiten. Das alles erfordert viel Energie und ja eben, Hingabe. Und ich finde schön, wenn man Herz hat und man teilen kann. Wenn man Freude hat, wenn man eine positive Ausstrahlung haben kann oder eine Ausstrahlung hat. Das finde ich auch wichtig. Das ist nicht immer so. Es haben nicht immer alle Menschen auf der Bühne viel Ausstrahlung oder eine extrem spannende Ausstrahlung. Was auch Geschmacksache ist. Mir persönlich, wenn ich als Choreogfin arbeite, ist mir das wichtig.
Und ja, der Werdegang ist sicher auch von Glück geprägt. Gut sein alleine, reicht manchmal nicht immer oder ist manchmal auch nicht zwingend notwendig. Manchmal ist es wirklich Glück. Die richtigen Connections, der richtige Moment, am richtigen Ort, die richtige Hose, das richtige Shirt, die richtige Haarfarbe. All so Sachen gehören wirklich dazu. Es ist nicht immer nur wichtig, dass man extrem gut ist oder so. Ich finde, man sollte immer weiter an sich arbeiten und sich immer weiter entwickeln. Man soll einfach dranbleiben, mit sich selber, mit dem Körper, mit der Kunst. Das finde ich alles sehr wichtige Aspekte. Und sicher habe ich noch ein paar wichtige Sachen vergessen, aber das ist das, was mir als erstes einfällt.
Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei Dir beruflich und wie meisterst Du sie?
Ja, das frage ich mich - um ehrlich zu sein - auch öfters mal: Wie mache ich das jetzt? Aber meistens funktioniert es. Das ist ganz schön!
Also ein wichtiger Aspekt ist es sicherlich, dass es ein körperlicher Beruf ist, wo man auf eine Art und Weise vom Körper abhängig ist. Und wenn man verletzt ist, oder müde ist oder irgendwie sonst eine körperliche Schwierigkeit hat, dann macht es die Arbeit natürlich um einiges schwieriger. Dann muss man einen guten Weg finden, möglichst schnell und möglichst nachhaltig wieder fit zu werden. Das ist nicht immer so einfach, weil man ja permanent in der körperlichen Aktivität ist. Das finde ich persönlich eine Herausforderung. Als Beispiel ich hatte im Januar 2018 eine recht schwierige Verletzung, die dann aber gut verheilte. Und dann gibt es momentan auch ein Problem, wo ich denke, nun ja... dass sich zum Glück aber auch immer wieder gut löst. Ja, das gehört halt auch dazu.
Und das andere was halt auch schwierig ist: Durch die Freiheit, die man hat, halt auch die Unbeständigkeit. Also, dass man mal gut verdient, mal weniger gut und als Tänzerin wird man eher nicht so gut bezahlt im Vergleich zu den Schauspielern oder Sängern. Es ist oft so, dass Tänzer weniger gut bezahlt werden. Und das finde ich schon auch eine Herausforderung. Manchmal kann man es planen und man weiss, jetzt kommt dieses und dann jenes Engagement. Und dann gibt es auch Momente, wo kein nächstes Engagement da ist. Dann muss man halt wieder auf die Suche und das fordert schon auch viel Energie. Das muss ich gestehen.
Auf eine Art und Weise ist es auch aufregend, weil es halt mega vielseitig ist. Ich könne mir zum Beispiel nicht vorstellen, zwei Jahre lang nur in einer Produktion zu sein. Oder ich kann es mir schlecht vorstellen, dann müsste mir die Produktion wohl... Nein, ich glaube bei zwei Jahren, müsste ich daneben noch andere Sachen haben. Ich glaube, ich könnte mich nicht nur auf das Eine einlassen und dann nur das machen. Das würde mir wohl nicht reichen.
Manchmal sind es auch die Herausforderungen eines Stückes oder körperliche Herausforderungen, dass man das zuerst lernen, umsetzen und verkörpern können muss. Machmal hat man Choreographien, wo nicht unbedingt extrem dem eigenen Körper entsprechen und dann muss man sich das auch erarbeiten. So etwas kann auch eine Herausforderung sein. Für mich ist das aber nicht wirklich eine schwierige Herausforderungen sondern eher eine schöne Herausforderung. Etwas was mir Freude und Spass macht.
Welche Interview-Frage wolltest Du schon immer gestellt bekommen und beantworten?
Frage:
hmm ich glaube, was meine Traumvorstellung von meinem "Künstlerleben" wäre?
Antwort:
Am liebsten hätte ich ein Engagement wo ich fix zwei bis vier Mal die Woche ich einem schönen Theater als Tänzerin auf der Bühne bin und was mir die Freiheit geben würde, parallel dazu als Choreografin für andere Theater zu arbeiten und meine eigenen Sachen als Solokünstlerin oder/und auch mit anderen Künstlern zu erarbeiten. Und damit ganz unterschiedliche Gigs zu haben. Von der kleinen Jazzbar bis hin zu glamourösen Galaveranstaltungen. Das wäre, glaub ich, so mein Traum.
Bisher hatte ich das Glück, alles davon erleben zu dürfen. Aber eben immer in Abständen zueinander oder unabhängig voneinander. und ich hätte natürlich gerne alles mehr oder weniger gleichzeitig. :-) Für den Rest meines Lebens. :-D Vielleicht würde dann mit dem Alter das eine oder andere ausgetauscht werden und durch was Neues ersetzt, aber so prinzipiell wäre es das. :-)
Wo in Deinem Beruf oder in Deinem Leben improvisierst Du am liebsten?
Hmmm. wo ich am liebstem improvisiere? ich improvisiere am liebsten, wenn ich wirklich inspiriert dazu bin. Und das kann dann in ganz unterschiedlichen Bereichen vorkommen. Manchmal seh ich irgendwo ein Rezept und dann habe ich eine Idee, wie man das verändern könnte #Weihnachtskekse ;-). Oder ich höre ein Lied und kann nicht anders als mich ins Studio oder in den Park oder auch woanders zu stellen und darauf los zu improvisieren. Oder ich habe das Gefühl heute nicht nach Norden sondern nach Süden zu gehen, weil ich eben das Gefühl habe, dass dies besser wäre.
Und wo ich definitiv und von ganzem Herzen improvisiere ist bei einer Tap Jam: Man hat das Glück mit einer Jazzband zusammen zu improvisieren. Sie spielen ein Song und man steppt dazu und geht zusammen auf eine musikalische Reise. Ich liebe das und verspüre nach wie vor jedes Mal diese positiven Aufregung davor, als würde ich das erste Mal auf der Bühne stehen. Also ich sage mal so: Die Frage ist weniger wo als wann?
Ich danke Dir, Ela für den spannenden Einblick in Dein Leben als Tänzerin und Choreografin und wünsche Dir weiterhin viel Freude und Erfolg!
Für das Interview: Manuela Ming
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Alle Bilder wurden uns freundlicherweise von Ela Steiner für dieses Interview zur Verfügung gestellt. Sie unterstehen dem gültigen Urheberrecht!
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Christine Lindner (Montag, 17 Dezember 2018 11:59)
Der authentische Herzensweg ist auch meiner. Deswegen berührt mit das Interview mit Ela sehr. Mir gefällt auch, dass sie nicht nur über die Freiheit spricht, sondern auch darüber, dass Geldverdienen auch wichtig ist.
Was Ela über tänzerische Bewegung ausdrückt, kommt sogar an, ohne dass man sie tanzen sieht. Ich bewundere auch ihr Talent als Choreographin. Ist es mir doch ein Rätsel, eine Sprache für Schritte zu erfinden und diese dann Tänzern zu vermitteln. Grossartig, Manuela. Vielen lieben Dank
Manu von Allerlei Impro (Montag, 17 Dezember 2018 14:05)
Liebe Christine, herzlichen Dank für Dein Feedback. Es freut mich sehr, dass Dich dieses Interview berührt und Du Ela - durch ihre Worte - tanzen siehst.
Super Sabine (Sabine Krink) (Mittwoch, 19 Dezember 2018 09:46)
Wieder so ein schönes Interview *freu* So lebendig und "nah" ... es hat mir große Freude gemacht, diese virtuosen Zeilen zu lesen und einen kleinen Einblick in diese Künstlerinnenseele zu erhaschen :-)
DANKE!
Herzensgruß
Sabine